Hirtentäschel

Andere Namen:

Gemeines Hirtentäschel, Blutkraut, Täschelkraut, Gänsekresse, Herzkraut, Hellerkraut, Bauernsenf

Familie:

Kreuzblütler (Brassicaceae)

Beschreibung:

Das Gewöhnliche Hirtentäschel ist weltweit in den gemäßigten und auch in den bergigen tropischen Gebieten weit verbreitet. Es pflanzt sich im Wesentlichen durch Selbstbestäubung fort und ist nicht auf Bestäubung durch Bienen angewiesen. Die Pflanze wächst auf nährstoffreichen Böden, vor allem in Gärten und auf Äckern als Unkraut und an Schuttplätzen und Erdaufschüttungen.

Der Name der Pflanze wurde von den auffallend umgekehrt herzförmigen Früchten (botanisch: Schötchen) geprägt. Sie erinnern an die aus Fell gefertigten Umhängetaschen der Hirten im Mittelalter.

Das Hirtentäschel ist einjährig und wird bis 80 cm hoch. Der Stängel – meist einfach, manchmal auch verzweigt – wächst aus einer grundständigen Blattrosette mit ganzrandigen Blättern heraus. Die kleinen, weißen Kreuzblüten sind lang gestielt; nach der Befruchtung entwickeln sich die für die Pflanze so charakteristischen umgekehrt herzförmigen bis dreieckigen Schötchen (,Hirtentäschel‘). Es gibt auch Varianten des Hirtentäschels, die im Herbst keimen, deshalf findet man blühende Pflanzen in der Zeit von Januar bis Oktober.

in der Volksheilkunde
Das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) hat Hirtentäschelkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Langjähriger Erfahrung hat gezeigt, dass das Hirtentäschelkraut bei starken Menstruationsblutungen (bei Frauen mit normalem Menstruationszyklus) helfen kann. Hirtentäschel hat eine starke Wirkung auf die Gebärmutter und den Unterleib, schon Hildegard v. Bingen setzte es bei übermäßigen Blutungen nach einer Geburt, zu starker Regelblutung oder zusätzlichen Blutungen zwischen der Menstruation ein; es kann auch bei kolikartigen Schmerzen während den Tagen unterstützen. Ebenso wird es in der Volksheilkunde bei oberflächlichen, blutenden Hautverletzungen verwendet.

Teezubereitung

3 bis 5 g fein geschnittenes Hirtentäschelkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Der Teeaufguß kann auch zur Herstellung von blutstillenden Umschlägen verwendet werden.

Sitzbad

Ein Sitzbad mit Hirtentäschel soll bei Hämorrhoiden helfen. Dazu wird ein sehr starker Teeaufguss bereitet und zum Badewasser gegeben. Hirtentäscheltinktur 50g Hirtentäschelkraut mit 250ml hochprozentigen Weingeist und 125ml Wasser gemischt 14 Tage an einem warmen Ort stehen gelassen. Anschliessend wird die Mischung abgeseiht.

in der Küche
Die Blätter können während der gesamten Blütezeit, frisch geerntet werden. Sie verfeinern Salate und und können als wertvoller Bestandteil von Quark- und Frischkäsemischungen verwendet werden . Man kann Hirtentäschel als Gewürz für Suppen und Eintöpfe verwenden, es passt auch gut zu Eierspeisen
Nutzung als Räucherwerk
Eine Hirtentäschel-Räucherung wird bei Stress und Entspannungsübungen verräuchert. Es heißt, das Hirtentäschel verleiht die Kraft, die Dinge hinter den Dingen zu sehen, deshalb wird es beim Räuchern gerne für eine klärende Wirkung eingesetzt.
Geschichten & Legenden
Ein Volksglaube besagt, wenn junge Mädchen Hirtentäscheltee trinken, dämpft das ihren Sexualtrieb. In der Antike und im Mittelalter war der Hirtentäschel ein hoch geschätztes Heilkraut. Dioskurides schrieb über das Hirtentäschel: „Der Same ist scharf erwärmend, er führt die Galle nach unten und oben ab, wenn ein Essignäpfchen voll davon genommen wird. Er wird aber auch bei Ischiasschmerzen im Klistier angewandt. Genossen führt er das Blut ab und öffnet die innerlichen Abszesse. Er befördert die Katamenien und tötet die Leibesfrucht.“ Hieronymus Bock empfahl das Hirtentäschel später „bei roten und weißen Bauchflüssen, Blutharnen, Blutspeien, zu starker Menstruation und innerlicher Versehrung, äußerlich gegen Nasenbluten und zum Waschen frischer Wunden“. Mit dem ausklingenden Mittelalter verlor das Hirtentäschel seine Bedeutung und wurde mit Missachtung gestraft. Erst im 1. Weltkrieg erinnerte man sich an die Beschreibungen des Hirtentäschels durch Hieronymus Bock. Auf der Suche nach blutstillenden Mitteln wurde diese Heilpflanze wieder entdeckt.

Bildquellen

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